ERDGESCHOSS

  UNTERWEGS IN MÜNSTERS UNTERGRUND | EIN SEMINARPROJEKT AM INSTITUT FÜR KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT | UNIVERSITÄT MÜNSTER

GRAFFITI   -01

   

HAWERKAMP  -02

   
 

FLASHMOBS  -03

     
In den Tiefen der Idylle

KELLERBANDS  -04

     

 AASEE  -05

   

RADSTATION  -06

     
 

BESTATTER  -07

   
 

TRESORRAUM  -08

   
 

TIEFGARAGE   -09

   
 

KANALISATION  -10

   
BUNKER  -11      
 
TEAM  -12    
 
IMPRESSUM  -13    
 
     TEXT UND BILD: RAOUL ROSSBACH  
         

Der Aasee an einem sonnigen Frühlingstag präsentiert sich als Idylle und als Paradies für die Tier- und Pflanzenwelt. Eine glitzernde Oberfläche, Segelboote und viele Menschen, die hier in Münsters grüner Lunge eine Pause einlegen: Grillen, in der Sonne liegen oder mit Tretbooten fahren. Auf den Wiesen am Ufer tummeln sich Kaninchen, wie auf praktisch allen Grünflächen Münsters.

Der Aasee ist in mehreren Schritten angelegt worden, um Münster vor Überflutungen zu schützen. In seiner jetzigen Form besteht er erst seit 1976. Doch die Idylle täuscht: der See ist nur zwei Meter tief und ständig der Gefahr ausgesetzt, sich durch Blaualgenbefall selbst zu vergiften. Daher müssen permanent chemische Zusätze eingefügt werden. Der Befall war schon einmal so akut, dass Hundebesitzern geraten wurde, ihre Tiere nicht aus dem See trinken zu lassen. Man müsse Verätzungen befürchten. Auch die Segelvereine mussten auf Kenterübungen verzichten, denn dazu muss man bekanntlich mit dem Wasser in Berührung kommen. Laut Umweltamt sind diese Probleme jetzt allerdings unter Kontrolle.

Der Münsteraner Angelverein „Frühauf Münster“ hat sich zur Aufgabe gemacht, einmal jährlich nach allem zu fischen, was sich auf dem Grund des Aasees angesammelt hat und damit die schleichende Verwandlung des Seegrundes in einen Schrottplatz zu verhindern. Verrostete Fahrräder, Mülleimer, Parkbänke und der ein oder andrer Grill, der nach einem Grillabend in den See entsorgt wurde, gehören zu den Standardfängen der Angler. Jedes Jahr sind bis zu 50 Helferinnen und Helfer im Einsatz, um mit Unterstützung von Tauchern mehrere Container Gegenstände aus dem See zu fischen. Münster wird seinem Ruf als Fahrradhauptstadt übrigens auch hier gerecht. Im vergangenen Jahr sind 143 Drahtesel im See gefunden worden. Doch nicht nur Gegenstände, die sich ursprünglich in unmittelbarer Nähe des Sees befangen, finden sich bald unter der Wasseroberfläche. Auch Spielautomaten, Telefonsäulen oder Tresore sind schon gefunden worden. Auch ein Revolver war einst unter den Fundstücken, zweifellos ein Ausnahmefund. Die Herkunft der Waffe ist bis heute ungeklärt. Auch die Ermittlungen der Polizei liefen ins Leere.

Doch der Revolver ist längst nicht der einzige Fund, der auf kriminelles Geschehen hindeutet. Vor über 50 Jahren, im April 1957, hatte die Münsteraner Lokalpresse den Fund einer Männerleiche ohne Kopf zu vermelden. Sofort wurde die Frau des Toten beschuldigt, ihren Mann ermordet, in fünf Teile zerteilt und diese anschließend im Aasee entsorgt zu haben. Die Frau wurde zunächst  verurteilt, nachdem dann jedoch der Kopf des Mannes in einem Sumpf gefunden wurde, wurde der Fall neu aufgerollt und die Frau freigesprochen. Das Ergründen seiner Geschichten und Geheimnisse zeigt, dass es sich lohnt, auch bei augenscheinlich eindeutigem Erscheinen einen Blick hinter die Kulisse zu wagen, um das Profil und den Tiefgang von Dinge erkennen zu können. Die Angler dürfen gespannt sein, was sie im nächsten Jahr neben Fahrrädern und Parkbänken an der Angel haben.



Rund 140 Fahrräder werden hier pro Jahr gefunden unter der Wasseroberfläche
 

 
     
   


 

 

 

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