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Der Aasee an einem sonnigen
Frühlingstag präsentiert sich als Idylle und als Paradies für die
Tier- und Pflanzenwelt. Eine glitzernde Oberfläche, Segelboote und viele Menschen, die hier
in Münsters grüner Lunge eine Pause einlegen: Grillen, in der Sonne liegen
oder mit Tretbooten fahren. Auf den Wiesen am Ufer tummeln sich Kaninchen,
wie auf praktisch allen Grünflächen Münsters.
Der Aasee ist in mehreren
Schritten angelegt worden, um Münster vor Überflutungen zu schützen. In
seiner jetzigen Form besteht er erst seit 1976. Doch die Idylle täuscht: der
See ist nur zwei Meter tief und ständig
der Gefahr ausgesetzt, sich durch Blaualgenbefall selbst zu vergiften. Daher
müssen permanent chemische Zusätze eingefügt werden. Der Befall war schon
einmal so akut, dass Hundebesitzern geraten wurde, ihre Tiere nicht aus dem
See trinken zu lassen. Man müsse Verätzungen befürchten. Auch die
Segelvereine mussten auf Kenterübungen verzichten, denn dazu muss man
bekanntlich mit dem Wasser in Berührung kommen. Laut Umweltamt sind diese
Probleme jetzt allerdings unter Kontrolle.
Der Münsteraner Angelverein „Frühauf Münster“ hat sich zur Aufgabe gemacht,
einmal jährlich nach allem zu fischen, was sich auf dem Grund des Aasees
angesammelt hat und damit die schleichende Verwandlung des Seegrundes in
einen Schrottplatz zu verhindern. Verrostete Fahrräder, Mülleimer, Parkbänke
und der ein oder andrer Grill, der nach einem Grillabend in den See entsorgt
wurde, gehören zu den Standardfängen der Angler. Jedes Jahr sind bis zu 50
Helferinnen und Helfer im Einsatz, um mit Unterstützung von Tauchern mehrere
Container Gegenstände aus dem See zu fischen. Münster wird seinem Ruf als
Fahrradhauptstadt übrigens auch hier gerecht. Im vergangenen Jahr sind 143
Drahtesel im See gefunden worden. Doch nicht nur Gegenstände, die sich
ursprünglich in unmittelbarer Nähe des Sees befangen, finden sich bald unter
der Wasseroberfläche. Auch Spielautomaten, Telefonsäulen oder Tresore sind
schon gefunden worden. Auch ein Revolver war einst unter den Fundstücken,
zweifellos ein Ausnahmefund. Die Herkunft der Waffe ist bis heute ungeklärt.
Auch die Ermittlungen der Polizei liefen ins Leere.
Doch der Revolver ist längst nicht der einzige Fund, der auf kriminelles
Geschehen hindeutet. Vor über 50 Jahren, im April 1957, hatte die
Münsteraner Lokalpresse den Fund einer Männerleiche ohne Kopf zu vermelden.
Sofort wurde die Frau des Toten beschuldigt, ihren Mann ermordet, in fünf
Teile zerteilt und diese anschließend im Aasee entsorgt zu haben. Die Frau
wurde zunächst verurteilt, nachdem dann jedoch der Kopf des Mannes
in einem Sumpf gefunden wurde, wurde der Fall neu aufgerollt und die Frau
freigesprochen. Das Ergründen seiner
Geschichten und Geheimnisse zeigt, dass es sich lohnt, auch bei
augenscheinlich eindeutigem Erscheinen einen Blick hinter die Kulisse zu
wagen, um das Profil und den Tiefgang von Dinge erkennen zu können. Die
Angler dürfen gespannt sein, was sie im nächsten Jahr neben Fahrrädern und
Parkbänken an der Angel haben. |
Rund 140 Fahrräder werden hier pro Jahr
gefunden –
unter der Wasseroberfläche
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