ERDGESCHOSS

  UNTERWEGS IN MÜNSTERS UNTERGRUND | EIN SEMINARPROJEKT AM INSTITUT FÜR KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT | UNIVERSITÄT MÜNSTER

GRAFFITI   -01

   

 HAWERKAMP  -02

 
 

FLASHMOBS  -03

     
Kultur vereint

KELLERBANDS  -04

     

AASEE  -05

     

RADSTATION  -06

     
 

BESTATTER  -07

   
 

TRESORRAUM  -08

   
 

TIEFGARAGE   -09

   
 

KANALISATION  -10

   
BUNKER  -11      
 
TEAM  -12    
 
IMPRESSUM  -13    
 
     TEXT UND BILDER: TIMO PRÜNTE  
         

In Nähe zu Halle Münsterland und Kreativkai ist dem ein oder anderen Partygänger, Kunstinteressierten oder Szenegänger der Hawerkamp als Kulturerbe der Stadt Münster bekannt. Wie organisiert sich ein Szenetreffpunkt? Darüber sprach Licht im Schacht mit Johannes Monse, Schatzmeister des Vereins „Erhaltet den Hawerkamp“.

Licht im Schacht: Wenn sie jemand fragt, was der Hawerkamp ist
 – wie würden sie in knappen Worten eine treffende Beschreibung finden?

Johannes Monse: Der Hawerkamp ist ein altes Industriegelände in Selbstverwaltung durch die hier ansässigen Künstler, Schrauber, Clubbetreiber, Unternehmer, Musiker und Förderer. Ziemlich seltene Spezies.

Bei genauer Betrachtung fällt einem als erstes die lange Graffiti-Wand auf, an der regelmäßig Sprayer ihre Kunstwerke hinterlassen. Würden sie der Behauptung zustimmen: „Der Hawerkamp ist Underground“?

Monse: Wenn mit Underground nicht auf die Masse fokussierte Kunst, Musik und auch Gewerbe gemeint ist, dann stimmt das sicherlich in vielen Bereichen. Ist aber letztendlich ein schwer zu definierender Begriff.

Das wird durch die ansässigen Clubs und Kunstateliers noch verstärkt oder entkräftet?

Monse: Ich denke, das ist nicht so einfach zu beantworten. Ob Mainstream oder Underground
letztendlich ist es die total verrückte Mischung aus Künstlern, den total unterschiedlichen Clubs, den Schraubern und Gewerbetreibenden hier, die das Ganze so spannend macht.

Sie selbst sind Gründer und Geschäftsführer eines im Hawerkamp ansässigen Verlages. Wie kommt man dazu, ein Unternehmen genau hier aufzubauen? Inwieweit war der Standort dafür ausschlaggebend?

Monse: Der Standort war für mich und meinen Partner Tom van Endert nicht ausschlaggebend, aber er bot sich für eine kleine eigenfinanzierte Firma natürlich an, da wir hier zu guten Preisen die benötigten Räumlichkeiten anmieten konnten. Zudem waren sowohl Tom als auch ich schon immer große Hawerkamp-Fans. Teil des Ganzen hier zu werden, das war für uns schon toll.

Ist ihr Unternehmen und sind sie selbst Teil der Kultur im Hawerkamp?

Monse: Natürlich. Ich denke, alle die hier tätig sind, stellen Zutaten zur großen Hawerkampsuppe dar. Folglich auch ich.

Sie sind Mitglied im Vorstand des Vereins „Erhaltet den Hawerkamp“. Warum wurde dieser Verein gegründet?

Monse: Der Verein wurde 1998 gegründet, um die damals grimmig um die Ecke lugende Abrissbirne auf Distanz zu halten.

Hätte ein Verbleib des Hawerkamp in Händen der Stadt Münster das Aus bedeutet?

Monse: Der Hawerkamp ist ja weiterhin Eigentum der Stadt Münster. Wir verwalten mit dem Verein das Gelände lediglich. Die Stadt hatte an dieser Verwaltung sicherlich kein großes Interesse. Deshalb kann man schon sagen, dass der Verein den Hawerkamp wirklich erhalten hat.

Welche Aufgaben übernimmt der Verein?

Monse: Der Verein kümmert sich um die Förderung von Kunst und Kultur am Hawerkamp, die Vermietungen der Räumlichkeiten, sowie die Erhaltung der Bausubstanz und die Instandhaltungen. Gerade der letzte Teil ist bei einem ehemaligen Industriegelände, das etwa 15 Jahre von der Stadt eher stiefmütterlich behandelt wurde, natürlich ein gewaltiges Unterfangen. Komplett finanziert werden die Sanierungsmaßnahmen aus den Mieten.

Was hat sie persönlich bewogen, im Verein mit zu wirken?

Monse: Der Verein drohte nach meiner Ansicht aufgrund innerer Streitigkeiten zwischen einzelnen Mitgliedern im ehemaligen Vorstand, ernsthaft in Schräglage zu geraten. Ich war da mit meiner Meinung nicht allein und viele Vereinsmitglieder haben damals gemeinsam überlegt, wie wir den Kurs korrigieren können. In diesem Rahmen kam es dann zu meiner Kandidatur für den Vorstand
in den letztendlich vier neue Mitglieder mit großer Mehrheit gewählt wurden.

Mittlerweile besteht aber wieder Planungssicherheit?

Monse: Auf jeden Fall. Der Vertrag mit der Stadt läuft bis Ende 2015 und kann im Anschluss verlängert werden. Also lautet unser Auftrag ganz klar, hier bis 2015 einen kulturell so wichtigen Eckpfeiler für die Stadt aufzubauen, dass auch im Anschluss der Bestand gar nicht ernsthaft in Frage gestellt werden kann. Aber da sind wir noch nicht.

Es ist nicht mehr von Streitigkeiten einzelner Anlieger die Rede?

Monse: Natürlich gibt es immer einzelne, die nicht zufrieden sind. Man muss unterscheiden zwischen konstruktiver Kritik und Querulanz. Letztere sollte sich die Mehrheit der Vereinsmitglieder nicht ewig bieten lassen. Aber dafür haben wir ja demokratisch entscheidende Mitglieder-versammlungen.

Kürzlich wurde in Münster über den Bau einer Musikhalle abgestimmt. Ergebnis: Die Halle wird nicht gebaut. Spielt diese Entscheidung eine Rolle für den Hawerkamp?

Monse: Da sehe ich nicht so viel Verbindendes, da wir hier relativ wenig Räumlichkeiten für ein Symphonieorchester haben. Zumindest, um dieses klanglich ordentlich spielen zu lassen. Das ist ähnlich wie bei der Halle Münsterland, mit der wir genauso wenig Schnittmengen haben - und daher auch keine Interessenkollision. Kulturpolitisch haben solche Entscheidungen natürlich immer auf die ganze Kulturlandschaft Einfluss. Aber das führt jetzt wohl etwas weit.
Was wird mittelfristig die größte Herausforderung sein, vor der der Hawerkamp steht?

Monse: Das würde ich in zwei Bereiche trennen. Einmal in den kulturellen Bereich, wo der Hawerkamp sich einfach weiterentwickeln muss. Wir brauchen Vielfalt und vielleicht auch noch mehr kulturelle Angebote. Auch aus diesem Grunde bauen wir derzeit aus Vereinsmitteln und mit wahnsinnig viel Eigenleistung von Mitgliedern auch eine eigene Ausstellungshalle. Es wird eine der größten dieser Art in ganz Münster. Das andere ist die Bausubstanz. Exorbitant steigende Ölkosten helfen uns da nicht gerade. Hier stehen wir wirklich vor gewaltigen Aufgaben. Erfolg oder Scheitern des Hawerkamp-Projektes sind meiner
Meinung nach ganz eng mit dem Meistern der Sanierungsaufgaben auf dem Gelände verbunden. Das ist auch
glaube ich noch nicht allen Mitgliedern vollends klar. Gerade eben haben wir zum Beispiel 1.800 Quadratmeter Teerpappen gekauft, um ganze Hallendächer neu zu verlegen. Und das ist erst der Anfang.

Was erhoffen sie sich in der Zukunft für den Hawerkamp?

Monse: Ich erhoffe mir einen langen Bestand für den Hawerkamp. Den wird es geben, wenn zum einen die Anlieger den Ernst der Lage weiter im Blick behalten und weiter an einem Strang ziehen und zum anderen der Hawerkamp es schafft, sich noch tiefer im kulturellen Leben der Stadt zu integrieren, ohne dabei seine Besonderheit zu verlieren.

Herr Monse, vielen Dank für das Gespräch.



Hawerkamp-Fan Johannes Monse

 

 
     
   


 

 

 

IMPRESSUM | TEAM | AN DIE OBERFLÄCHE