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In Nähe zu Halle Münsterland
und Kreativkai ist dem ein oder anderen Partygänger, Kunstinteressierten
oder Szenegänger der Hawerkamp als Kulturerbe der Stadt Münster bekannt. Wie
organisiert sich ein Szenetreffpunkt? Darüber sprach Licht im Schacht mit Johannes Monse,
Schatzmeister des Vereins „Erhaltet den Hawerkamp“.
Licht im Schacht: Wenn sie jemand fragt, was der Hawerkamp ist –
wie würden sie in knappen
Worten eine treffende Beschreibung finden?
Johannes Monse: Der Hawerkamp ist ein altes Industriegelände in
Selbstverwaltung durch die hier ansässigen Künstler, Schrauber,
Clubbetreiber, Unternehmer, Musiker und Förderer. Ziemlich seltene Spezies.
Bei genauer Betrachtung fällt einem als erstes die lange Graffiti-Wand auf,
an der regelmäßig Sprayer ihre Kunstwerke hinterlassen. Würden sie der
Behauptung zustimmen: „Der Hawerkamp ist Underground“?
Monse: Wenn mit Underground nicht auf die Masse fokussierte Kunst, Musik und
auch Gewerbe gemeint ist, dann stimmt das sicherlich in vielen Bereichen.
Ist aber letztendlich ein schwer zu definierender Begriff.
Das wird durch die ansässigen Clubs und Kunstateliers noch verstärkt
oder entkräftet?
Monse: Ich denke, das ist nicht so einfach zu beantworten. Ob Mainstream
oder Underground
–
letztendlich ist es die total verrückte Mischung aus
Künstlern, den total unterschiedlichen Clubs, den Schraubern und
Gewerbetreibenden hier, die das Ganze so spannend macht.
Sie selbst sind Gründer und Geschäftsführer eines im Hawerkamp ansässigen
Verlages. Wie kommt man dazu, ein Unternehmen genau hier aufzubauen?
Inwieweit war der Standort dafür ausschlaggebend?
Monse: Der Standort war für mich und meinen Partner Tom van Endert nicht
ausschlaggebend, aber er bot sich für eine kleine eigenfinanzierte Firma
natürlich an, da wir hier zu guten Preisen die benötigten Räumlichkeiten
anmieten konnten. Zudem waren sowohl Tom als auch ich schon immer große
Hawerkamp-Fans. Teil des Ganzen hier zu werden, das war für uns schon toll.
Ist ihr Unternehmen und sind sie selbst Teil der Kultur im Hawerkamp?
Monse: Natürlich. Ich denke, alle die hier tätig sind, stellen Zutaten zur
großen Hawerkampsuppe dar. Folglich auch ich.
Sie sind Mitglied im Vorstand des Vereins „Erhaltet den Hawerkamp“.
Warum wurde dieser Verein gegründet?
Monse: Der Verein wurde 1998 gegründet, um die damals grimmig um die Ecke
lugende Abrissbirne auf Distanz zu halten.
Hätte ein Verbleib des Hawerkamp in Händen der Stadt Münster das Aus
bedeutet?
Monse: Der Hawerkamp ist ja weiterhin Eigentum der Stadt Münster. Wir
verwalten mit dem Verein das Gelände lediglich. Die Stadt hatte an dieser
Verwaltung sicherlich kein großes Interesse. Deshalb kann man schon sagen,
dass der Verein den Hawerkamp wirklich erhalten hat.
Welche Aufgaben übernimmt der Verein?
Monse: Der Verein kümmert sich um die Förderung von Kunst und Kultur am
Hawerkamp, die Vermietungen der Räumlichkeiten, sowie die Erhaltung der
Bausubstanz und die Instandhaltungen. Gerade der letzte Teil ist bei einem
ehemaligen Industriegelände, das etwa 15 Jahre von der Stadt eher
stiefmütterlich behandelt wurde, natürlich ein gewaltiges Unterfangen.
Komplett finanziert werden die Sanierungsmaßnahmen aus den Mieten.
Was hat sie persönlich bewogen, im Verein mit zu wirken?
Monse: Der Verein drohte nach meiner Ansicht aufgrund innerer Streitigkeiten
zwischen einzelnen Mitgliedern im ehemaligen Vorstand, ernsthaft in
Schräglage zu geraten. Ich war da mit meiner Meinung nicht allein und viele
Vereinsmitglieder haben damals gemeinsam überlegt, wie wir den Kurs
korrigieren können. In diesem Rahmen kam es dann zu meiner Kandidatur für
den Vorstand
–
in den letztendlich vier neue Mitglieder mit
großer Mehrheit gewählt wurden.
Mittlerweile besteht aber wieder Planungssicherheit?
Monse: Auf jeden Fall. Der Vertrag mit der Stadt läuft bis Ende 2015 und
kann im Anschluss verlängert werden. Also lautet unser Auftrag ganz klar,
hier bis 2015 einen kulturell so wichtigen Eckpfeiler für die Stadt
aufzubauen, dass auch im Anschluss der Bestand gar nicht ernsthaft in Frage
gestellt werden kann. Aber da sind wir noch nicht.
Es ist nicht mehr von Streitigkeiten einzelner Anlieger die Rede?
Monse: Natürlich gibt es immer einzelne, die nicht zufrieden sind. Man muss
unterscheiden zwischen konstruktiver Kritik und Querulanz. Letztere sollte
sich die Mehrheit der Vereinsmitglieder nicht ewig bieten lassen. Aber dafür
haben wir ja demokratisch entscheidende Mitglieder-versammlungen.
Kürzlich wurde in Münster über den Bau einer Musikhalle abgestimmt.
Ergebnis: Die Halle wird nicht gebaut. Spielt diese Entscheidung eine Rolle
für den Hawerkamp?
Monse: Da sehe ich nicht so viel Verbindendes, da wir hier relativ wenig
Räumlichkeiten für ein Symphonieorchester haben. Zumindest, um dieses
klanglich ordentlich spielen zu lassen. Das ist ähnlich wie bei der Halle
Münsterland, mit der wir genauso wenig Schnittmengen haben - und daher auch
keine Interessenkollision. Kulturpolitisch haben solche Entscheidungen
natürlich immer auf die ganze Kulturlandschaft Einfluss. Aber das führt
jetzt wohl etwas weit.
Was wird mittelfristig die größte Herausforderung sein, vor der der
Hawerkamp steht?
Monse: Das würde ich in zwei Bereiche trennen. Einmal in den kulturellen
Bereich, wo der Hawerkamp sich einfach weiterentwickeln muss. Wir brauchen
Vielfalt und vielleicht auch noch mehr kulturelle Angebote. Auch aus diesem
Grunde bauen wir derzeit aus Vereinsmitteln und mit wahnsinnig viel
Eigenleistung von Mitgliedern auch eine eigene Ausstellungshalle. Es wird
eine der größten dieser Art in ganz Münster. Das andere ist die Bausubstanz.
Exorbitant steigende Ölkosten helfen uns da nicht gerade. Hier stehen wir
wirklich vor gewaltigen Aufgaben. Erfolg oder Scheitern des
Hawerkamp-Projektes sind meiner
Meinung nach ganz eng mit dem Meistern der Sanierungsaufgaben auf dem
Gelände verbunden. Das ist auch
–
glaube ich
–
noch nicht allen Mitgliedern vollends klar.
Gerade eben haben wir zum Beispiel 1.800 Quadratmeter Teerpappen gekauft, um
ganze Hallendächer neu zu verlegen. Und das ist erst der Anfang.
Was erhoffen sie sich in der Zukunft für den Hawerkamp?
Monse: Ich erhoffe mir einen langen Bestand für den Hawerkamp. Den wird es
geben, wenn zum einen die Anlieger den Ernst der Lage weiter im Blick
behalten und weiter an einem Strang ziehen und zum anderen der Hawerkamp es
schafft, sich noch tiefer im kulturellen Leben der Stadt zu integrieren,
ohne dabei seine Besonderheit zu verlieren.
Herr Monse, vielen Dank für das Gespräch. |
Hawerkamp-Fan Johannes
Monse
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