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Was passiert im Keller einer
Bank? Ein ehemaliger Mitarbeiter, der nicht genannt werden will,
führt uns in die gut bewachte Welt unterhalb der
Büros und Empfangsräume.
Licht im Schacht: Wie ist der Sicherheitstrakt einer Bank aufgebaut?
Jede große Bank hat Tresoranlagen und Schließfächer. In den Tresoranlagen
werden zum Beispiel große Geldbeträge aufbewahrt, unter anderem auch in fremden Währungen,
beispielsweise Türkische Lira, Kanadische Dollar oder Japanische Yen. Um
diesen Bereich betreten zu können, ist eine speziell kodierte Karte nötig. Die gewöhnlichen Bankangestellten
haben für den unteren Bereich keinen Zugang. Ich hatte Zugang zu den
Schließfächern, da dort auch wichtige Dokumente aufbewahrt wurden, die wir täglich
benötigten. Im Keller der Bank gibt es außerdem auch Bereiche für Kunden, die
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je nach Sicherheitsstufe
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mit Überwachungskameras
ausgestattet sind. Der blaue Bereich ist zum Beispiel für Kunden vorgesehen, die bis zu
hunderttausend Euro anlegen. Um im silbernen Bereich ein Schließfach zu
bekommen, muss bis zu einer Million Euro angelegt werden. Alles, was darüber
liegt, hat die Berechtigung, in den goldenen Bereich zu gelangen. Natürlich ist der goldene
Bereich auch mit einem besonderen Service für die Kunden ausgestattet.
Wie viele Mitarbeiter arbeiten dort?
Insgesamt einhundertzwanzig Mitarbeiter arbeiten in diesem Bereich. Das
wirkt wie eine große Zahl, aber das Personal wird aufgrund der täglichen
Anfragen
anderer Banken benötigt. Dabei geht es zum Beispiel um Geldtransfers.
Wurde schon mal versucht, Geld zu stehlen?
Ja. Und zwar durch einen Angestellten. Er hatte nicht nur Zutritt zu den
Tresoren, sondern arbeitete auch fest im unteren Bereich. Seine Aufgabe war
es, die gezählten Bestände fremden Geldes am Abend zum Tresor zu
transportieren und dort einzuschließen. Am Pfingstfreitag vor dem langen
Wochenende kam dieser Mitarbeiter wie immer pünktlich zur Arbeit. Im
Schlepptau hatte er aber eine Reisetasche. Dies war jedoch nicht ungewöhnlich, da
er am Wochenende immer seine Wäsche zu seiner Mutter brachte, um sie waschen
zu lassen. An diesem Abend verließ er auch wie gewöhnlich die Arbeit. Als
der Tresor am Dienstag geöffnet wurde, fehlte jedoch Geld. Da war klar, dass
der Angestellte an diesem Tag keine Wäsche mitgebracht, sondern seine Tasche
randvoll mit dem Geld aus dem Tresor gefüllt hatte. Er war in der
Zwischenzeit nach Portugal geflohen.
Da er sich jedoch finanziell zu auffällig verhielt, wurde er dort von
kriminellen Portugiesen bedroht. Aus Angst kam er tatsächlich zurück nach Deutschland
und stellte sich der Polizei.
Wie schnell kommt die Polizei, wenn ein Alarm ausgelöst wird?
Innerhalb von zehn Minuten postieren sie sich mit mehreren Fahrzeugen vor dem
Eingang und der Tiefgarage.
Wie viel Geld ist gestohlen worden?
Das waren damals etwa zwei Millionen D-Mark. Der Mann wurde zu vier Jahren Haft
verurteilt. Der Vorfall war für uns natürlich sehr peinlich, da man Banken
ja immer mit Sicherheit verbindet.
Haben Sie in den Schließfächern schon einmal etwas Besonderes entdeckt?
Ende der 80er wurde eine neue Zinsabsatzsteuer eingeführt. Da einige diese Steuer jedoch nicht bezahlen wollten,
floss in dieser Zeit
sehr viel Geld nach Luxemburg. Es musste
also gehandelt werden. So ließ der Staat Razzien bei Banken durchführen. Bei
uns sind damals 100 Beamte aus Bochum mit dem Bus vorgefahren. Sie kamen
rein und sagten: „Keiner rührt sich von der Stelle.“ Alle Unterlagen, die
sich am Schreibtisch befanden, wurden untersucht. Besonders Unterlagen mit
Aufdruck „Luxemburg“ wurden in braune Tüten verpackt und an die
Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Auch wurden sämtliche Schließfächer untersucht.
Da hat man in der Tat beachtliche Inhalte gefunden. Ein Schließfach enthielt
Kinderpornos. Der Angestellte hat damals natürlich sofort seinen Job
verloren, Strafanzeige wurde erstattet.
Ein Kunde hat dort ein Originalgemälde von Rembrandt gelagert. Eine alte Dame hatte
eine Kiste voll mit alten Münzen. Wir mussten ihr beim Tragen der
Kiste helfen, da sie zu schwer für sie war.
Die Mitarbeiter haben aber keinen Zugang zu den Schließfächern der Kunden?
Nein, natürlich nicht. Die Kunden müssen etwas schon freiwillig zeigen, damit
wir von seiner Existenz wissen. Zumeist sind die eingelagerten Gegenstände
allerdings nicht so spektakulär:
Dokumente, Bargeld, Schmuck, auch Diamanten. Wertvolle Sachen, die man zu Hause
nicht aufbewahren sollte.
Hatten sie auch schon Fälle von
Geldwäsche?
Fälle von Geldwäsche hatten wir auch. Man muss sich das so vorstellen: Wenn jemand Geld bei der Bank
einzahlt, oberhalb von 15.000 Euro, und das mehrmals im Monat wiederholt,
muss er nachweisen, aus welchem geschäftlichen Verhältnis das Geld
stammt. Das nennt man in der Fachsprache „Smurfing“. Es wird
regelmäßig überprüft, wie oft Beträge eingezahlt werden und woher
sie kommen können.
Das stelle ich mir schwierig vor.
Ja, aber es gibt natürlich Erfahrungswerte.
Die Bankangestellten müssen eine Verdachtsanzeige stellen. Die betreffende
Person wird dann aufgrund eines Verstoßes gegen das Geldwäsche-Gesetz
möglicherweise verurteilt.
Gab es jemanden, dem sie Geldwäsche konkret nachweisen konnten?
Viele. Es gab jemanden, der 300.000 Euro geerbt hat. Er hat das Geld, wie viele
andere, damals in bar geerbt. Natürlich hat er gewusst, dass die Summe zu
versteuern wäre, wenn er sie einzahlen würde. Deshalb hat er nur Teilbeträge
eingezahlt. Die Bank hat das verfolgt und eine Verdachtsanzeige gestellt.
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